Roboter – die rettende Lösung gegen Arbeiterlosigkeit?

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Dieser Titel entspricht – etwas kürzer gefasst – einer Headline, über die ich neulich beim Handelsblatt gestolpert bin. Warum gestolpert? Weil ich mich zugleich freue und sorge!

Natürlich arbeiten wir bei NEURA genau an dieser Aufgabenstellung und sind meines Wissens nach das einzige Unternehmen weltweit, das heute schon kognitive Roboter baut, die im Alltag auch da eingesetzt werden könnten, wo qualifizierte Arbeitskräfte (sogenannte Fachkräfte) fehlen.

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Ich sollte also jubeln, weil der Bedarf an solchen Robotern in den Medien thematisiert wird und wir uns viel Pressearbeit und Werbung für unsere Vision sparen könnten. Ein Glücksfall für jeden Businessplan!

Gestolpert bin ich, weil es mich überrascht, wie plötzlich unsere Gesellschaft in eine Situation geraten ist, in der wir Roboter ernsthaft als „Retter“ bezeichnen – wenn auch zunächst nur in einer auf Klicks abzielenden Überschrift. Das Eis ist gebrochen! Roboter werden nicht länger als Bedrohung für Arbeitsplätze wahrgenommen, sondern als das, was sie schon immer hätten sein sollen: Dienstleister für den Menschen. Wir sehen in Robotern jetzt die Chance, unseren Wohlstand trotz des demographischen Wandels zu erhalten.
Nein, ich sehe kein Problem in der schier unendlichen Bandbreite an Fähigkeiten, die Roboter dann haben müssten. Denn unsere kognitiven Roboter sind ja Plattformen, die sich für verschiedenste Anwendungsgebiete eigenen, wenn sie entsprechend trainiert und mit Know-How gefüttert werden. Ich vergleiche das gern mit einem Smartphone, das für uns zugleich Fahrscheinautomat, Bankschalter, Spiele-Konsole und Landkarte darstellt, je nach dem, welche Apps man installiert.

Unsere Roboter können schon heute ihre Umwelt wahrnehmen und darauf eigenständig reagieren. Sie haben unglaubliche feinmotorische Fähigkeiten und können Menschen absolut zuverlässig erkennen. Ihre Bewegungen passen sie in der Nähe von Menschen so an, dass man buchstäblich und sicher mit ihnen Hand in Hand arbeiten kann. Wer meinen Blog regelmäßig liest, weiß natürlich längst, dass kognitive Roboter aufgrund dieser Fähigkeiten praktisch schon morgen selbst in Pflegeeinrichtungen als Helfer eingesetzt werden könnten.

Jedoch – ist unsere Gesellschaft schon darauf vorbereitet? Natürlich wird sich jeder einzelne schnell daran gewöhnen, dass ein Roboter zeitintensive und unangenehme Arbeiten übernimmt. Ich meine eher unser gesellschaftliches System. Wenn die Robotik wirklich schon bald Teil unseres Alltags wird, sollten wir vorher noch schnell ein paar Hausaufgaben nachholen. Da sind einmal die ganz naheliegenden, ethischen Fragen. Welche Aufgaben sollten und dürften von Robotern übernommen werden? Niemand hat etwas dagegen, wenn Roboter unsere Straßen sauberhalten, den Müll abholen und vielleicht sogar im Restaurant kochen, servieren und Tische abräumen. Aber wollen wir Roboter als Pflegehelfer im Seniorenheim? Möglich wäre das. Und als Ordnungshüter? Auch wenn selbständig agierende Roboter keine Gefahr darstellen, wie Hollywood es uns manchmal verkaufen will, so brauchen wir doch gewisse Regeln und Gesetze für ihren Einsatz.

Darüber hinaus müssen wir uns überlegen, wie unsere Sozialsysteme künftig funktionieren, wenn sich für bestimmte Jobs keine Menschen mehr finden. Was, wenn Roboter wirklich in Größenordnungen als „Retter“ einspringen und Aufgaben von Menschen übernehmen. Spätestens dann müssen wir uns der Tatsache stellen, dass auch die Arbeit von Robotern einen Beitrag zu unseren Sozialsystemen leisten muss. Wir werden uns dann mit solchen volkswirtschaftlichen Fragen beschäftigen, warum eigentlich Einkommen aus Kapitalerträgen – also zum Beispiel Gewinne aus Aktien – dabei nicht so behandelt werden, wie die Arbeitseinkommen. Dafür mag es viele gute oder schlechte Gründe geben. Aber wenn es durch Automatisierung immer weniger Arbeitseinkommen gibt, wird das irgendwann zum Problem.
Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, für jeden Roboter pauschal eine laufende Abgabe in die Sozialsysteme zu erheben. Hätte man diese Debatte schon vor 50 Jahren geführt, als mehr und mehr Automaten die Arbeit von Menschen übernahmen, hätten wir viele unserer heutigen Probleme vermieden. Bisher brachte Automatisierung stets finanzielle Vorteile für die Industriekonzerne mit sich. Die negativen Folgen, z.B. wachsende Arbeitslosigkeit durch den Wegfall von Aufgaben für weniger qualifizierte Arbeiter, musste dann die Sozialgemeinschaft schultern.

Für die nächste Evolutionsstufe der Automatisierung – die kognitive Robotik, die bald unseren Alltag prägen wird – ist jetzt der richtige Moment, eine öffentliche Debatte darüber zu führen, was wir diesmal besser machen könnten. Sonst geht es uns in Deutschland mit der Robotik vielleicht bald so, wie zuletzt mit dem Internet: Politik und große Teile der Gesellschaft wurden von den Entwicklungen überrascht und überholt. Das sollte uns nicht noch einmal passieren.

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