Angst vor Robotern und KI? Ein Realitätscheck.

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Tatsächlich kann man einen Hammer nicht so programmieren, dass er Menschen niemals verletzt. Ich hätte mehr Angst vor einem Hammer, als vor Robotik und KI.

Es wird immer wieder gesagt und geschrieben, dass Menschen Angst vor Robotern hätten. Das ließ mir keine Ruhe, auch weil ich persönlich noch nie Leute getroffen habe, auf die das zutrifft.

Wer hat Angst vor Robotern?

Studien belegen, dass die tatsächliche Angst vor Robotern im Arbeitsalltag eher gering ist.  Unbestreitbar ist dagegen, dass die Angst vor KI deutlich zunimmt. Und künstliche Intelligenz wiederum ist ein wesentlicher Grund dafür, dass kognitive Roboter künftig im Alltag eine so bedeutende Rolle spielen werden, wie heute unsere Smartphones. Deshalb finde ich es enorm wichtig, die Sorgen im Zusammenhang mit Robotik und KI zu hinterfragen, um deren Ursachen zu verstehen und ausräumen zu können.

Die Angst vor dem Unbekannten

Sicher, es gibt da ein grundlegendes Phänomen: Die instinktive Angst des Menschen vor dem Unbekannten. Wir begegnen allem, was neu und anders aussieht, erstmal mit größter Vorsicht. Dieses Verhalten ist so alt wie die Menschheit selbst und hat unseren Vorfahren sicher häufig das Leben gerettet. KI und Roboter sind natürlich auch etwas völlig Neues und stehen für eine unbekannte Zukunft. Aber sie sind ja im Gegensatz zu wilden Raubtieren vom Menschen geschaffen. Also muss man die Frage stellen: Wenn die Scheu in diesem Fall nicht natürlich ist, woher kommt sie dann?

Zerrbild Nummer 1: Roboter made in Hollywood

Wer nicht gerade im Job täglich mit Robotik zu tun hat – und das dürfte für die meisten Menschen zutreffen – kennt Roboter vor allem aus der Unterhaltungsindustrie. Hollywood hat seit rund einhundert Jahren einen entscheidenden Einfluss auf die Werte und Ängste der westlichen Welt. Dummerweise muss Entertainment spannend sein, damit man damit Geld verdient. Also braucht es in der Regel einen Bösewicht oder Gegenspieler. Dieser ist im Film in der Regel übermächtig und scheinbar unbesiegbar.

Sonst gäbe es ja keine Herausforderung für die Guten, die Helden. Und da Hollywood immer nach neuen Bedrohungen für noch mehr Spannung sucht, haben Filmemacher schon früh die Maschine, später den Roboter oder KI als perfekte Weiterentwicklung des menschlichen Bösewichts entdeckt. Dieses Hollywood-Bild von der bedrohlichen Maschine hat inzwischen mehrere Generationen von Klein auf geprägt. Es ist bereits in unserem Kollektiven Unterbewustsein angekommen. Filme wie „Terminator“ und „Ex Machina“ oder jüngst „The Creator“ erzeugen – wenn auch sehr unterschiedliche – dystopische Szenarien. Scheinbar böse Roboter und übermächtige künstliche Intelligenzen entwickeln ihre eigene Agenda und bedrohen uns Menschen.

Diese Filme verstärken irrationale Ängste und schüren das Misstrauen gegenüber Maschinen – dabei sind die Stories meist völlig unrealistisch, um nicht zu sagen: blödsinnig. In diesen Zeiten der Überflutung durch Entertainment müssen wir uns offensichtlich mehr bemühen, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Nicht nur jeder für sich selbst, sondern auch die Medien in ihrer Berichterstattung. Ich würde mir ja wünschen, dass Hollywood öfter versucht, Spannung aus der Realität zu ziehen. Und die sieht so aus, dass selbst Roboter mit KI keine Seele besitzen und keine innere „hidden Agenda“ verfolgen. Auch ein Roboter mit hoch entwickelter KI tut nur das, was Menschen ihm erlauben. Und genau das ist mein Punkt: Die Verantwortung für das Verhalten von Robotern liegt immer bei den Menschen, die sie herstellen. Und einige Filme, wie zum Beispiel „I, Robot“ beschäftigen sich auch mit dieser Fragestellung.

Für mich selbst sind Roboter nichts mehr oder weniger als hilfreiche Werkzeuge, die uns Arbeit abnehmen und uns mehr Zeit für Menschlichkeit schenken. Damit sind sie nicht gefährlicher als ein Hammer. Im Gegenteil: Dem Hammer kann man nicht ganz einprogrammieren, dass er niemals einen Menschen schädigen darf. Jeder, der sich schon ein Mal mit einem Hammer auf den Finger gehauen hat, wird das bestätigen können.

Zerrbild Nummer 2: Roboter als Job-Killer

Zurück in die Realität: In der öffentlichen Diskussion wird seit Jahrzehnten die Angst geschürt, dass Maschinen und Roboter uns die Arbeitsplätze streitig machen. Aber stimmt das wirklich? Nein! Natürlich hatte die Automatisierung – schon als das Fließband erfunden wurde – kurzfristig Auswirkungen auf den Bedarf an bestimmten Berufen – und bestimmte Jobs mussten nicht mehr von Menschen erledigt werden. Aber was für Jobs waren das? Das waren doch meist Arbeiten, bei denen Menschen im Grunde als Maschine oder Roboter eingesetzt wurden. Bereits nach kurzer Zeit sind durch die höhere Produktivität neue Aufgabenfelder entstanden. Warum wird in dieser Debatte selten oder nie betont, dass neue Technologien auch immer neue Chancen und Arbeitsmöglichkeiten entstehen ließen? Und zwar solche Arbeiten, die weniger gefährlich, weniger belastend und obendrein besser bezahlt sind. Und in unseren Tagen ist die Realität am Arbeitsmarkt ja nochmal eine ganz andere: Für viele Jobs finden sich keine menschlichen Arbeitskräfte mehr, weil niemand sie machen will. Wenn wir also nicht bald Unterstützung von Robotik und KI bekommen und dafür auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen, werden wir immer mehr Probleme und Stillstand sehen.

Oder sind wir nur schlechte Beifahrer?

Bleibt noch eine Sache übrig: Die Angst vor Kontrollverlust. Viele fühlen sich in Flugzeugen nicht so sicher, wie am Steuer des eigenen Autos – auch wenn Statistiken beweisen, dass dieses Gefühl unbegründet ist. Die Idee von autonomen Robotern, die eigenständige Entscheidungen treffen können, weckt diese Furcht vor Kontrollverlust. Weil wir nur Dingen wirklich trauen, die wir vollständig verstehen und steuern können. Das bedeutet, wir müssen über Robotik und KI sachlicher und besser berichten, die Menschen informieren und weiterbilden. Und natürlich auch öffentlich wichtige ethische Fragen diskutieren und beantworten. Zum Beispiel, dass Maschinen keine moralischen Entscheidungen treffen sollten. Nur mit Fakten und Wissen kann die Robotik das Vertrauen der Öffentlichkeit gewinnen.

Wir brauchen ein neues Bild vom Roboter

Roboter sind nicht das, was uns Hollywood und Medien immer wieder verkaufen wollen. Vielmehr sind Roboter – auch die kommende Generation der kognitiven Roboter – moderne Werkzeuge, deren Auswirkungen auf die Gesellschaft vielschichtig sind. Meiner Meinung nach überwiegen die positiven Aspekte dabei eindeutig. Mit Bildung, transparenter Kommunikation und verantwortungsbewussten politischen und unternehmerischen Entscheidungen können wir dazu Beitragen, ein positives Roboter-Bild zu zeichnen. Damit sollten wir schnellstens beginnen.

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