Die Automobilindustrie – Deutschlands wirtschaftliches Aushängeschild über viele Jahrzehnte – steht an einem kritischen Wendepunkt. Es droht der Ausverkauf von Produktions-Know-how an internationale Player, wie jüngst bei der Übernahme von MANZ durch Tesla. Dabei geht es nicht nur um Autos.
In einem meiner letzten Posts habe ich geschrieben, dass Apple seinen Fokus vom Auto auf Roboter verlagert hat. Ein Milliardenschwerer Weckruf für uns! Aber Apple ist ja nicht allein! Tesla, NVIDIA, Xiaomi, BYD und viele andere Tech-Giganten investieren massiv in Robotik. Sie haben längst verstanden, was hier in Europa noch immer viele unterschätzen: KI-gesteuerte Roboter sind die nächste industrielle Revolution, die schon in vollem Gange ist. In Deutschland und Europa brauchen wir dringend eine gemeinsame Vision für dieses neue Zeitalter!
Viel zu oft hören und lesen wir derzeit Negatives über Deutschland und Europa – das erzeugt Unsicherheit, die uns lähmt. Statt die Zukunft aktiv zu gestalten, verstricken wir uns in endlose Diskussionen, während andere längst die Führung übernehmen. Jetzt ist Schluss mit Warten – wir müssen handeln und unsere Rolle als Vorreiter zurückerobern!
Genau deshalb habe ich eine 8-Punkte-Strategie für Robotik in Deutschland und Europa entwickelt, die zeigt, wie kognitive Roboter unsere Industrie – vor allem die Automobilbranche – wieder richtig nach vorne bringen und eine völlig neue wirtschaftliche Ära einläuten! Wenn wir die Zukunft so angehen, können wir viele unserer kurz- und langfristigen Probleme als Wirtschaftsstandort nachhaltig lösen!
Alles beginnt mit dem Mindset, über das ich schon so oft geschrieben und gesprochen habe.
1. Unternehmergeist und Visionen für den größten Markt der Zukunft fördern
Alle führenden Industrienationen haben erkannt, dass im Umfeld KI-gestützer Robotik der größte je dagewesene Markt entstehen wird. In Deutschland müssen jetzt dringend Unternehmertum und Unternehmerisches Denken gefördert werden, damit wir in der Gründerzeit dieses neuen Zeitalters ganz vorn dabei sind. Die Geschichte unseres Landes verpflichtet uns, wirtschaftliche Perspektiven nicht in einem militärischen Wettrüsten zu suchen, sondern vor allem in zivilen, technologischen Zukunftsvisionen für ein friedvolles und menschliches Miteinander.
Dabei müssen wir uns konsequent auf die wichtigsten Zukunftsthemen wie digitale und physische Infrastruktur, Energie und intelligente Robotik konzentrieren.
Politik, Medien und Bildungseinrichtungen tragen die besondere Vertantwortung, eine positive öffentliche Wahrnehmung von Gründern und Unternehmern zu befeuern, die sich visionären Themen für eine bessere Zukunft widmen. Wir brauchen einen „European Dream“, den wir an den richtigen Stellen fördern müssen.
Auf dieses Mindset müssen wir umstellen und unsere Politiker sollten schnellstens die Gießkannen wegstellen, mit denen sie die Versäumnisse der Vergangenheit subventionieren, und sich stattdessen der Zukunft zuwenden. Auch wenn viele es bestreiten werden, bleibt es ein Fakt: Unsere Zukunft ist noch immer fest mit der Autoindustrie verknüpft.
2. Know-how der Automobilindustrie erhalten und nutzen
Deutschland baut noch immer die besten Autos der Welt, doch ihre Fertigung ist hierzulande nicht mehr konkurrenzfähig. Deshalb braucht die Automobil-Industrie massive Unterstützung. Doch diese Unterstützung darf nicht als rückwärtsgewandte Absatzförderung gestaltet werden, die eine zu teure Produktion subventioniert. Vielmehr muss der Einsatz von kognitiven Automationslösungen und Robotern subventioniert werden, mit denen die deutsche Produktionslandschaft nachhaltig günstiger und wieder international konkurrenzfähig wird.
Eine solche Subvention (des Einsatzes intelligenter Roboter) hilft der Autoindustrie, die Antriebs- und Mobilitätswende zu meistern, während zugleich ein solides Absatzfundament im eigenen Land für den größten Markt der Zukunft entsteht: die kognitive Robotik. Das würde der gesamten deutschen Industrie einen massiven internationalen Wettbewerbsvorteil verschaffen – vorausgesetzt, Ressourcen und Know-how aus dem Automobilbereich bleiben in Deutschland erhalten! Denn sie verschaffen uns den entscheidenden Vorsprung beim Weg an die Spitze der internationalen Robotik.
Und während wir das Ruder herumreißen und ohne Zögern in die Zukunft starten, müssen wir fruchtbare Böden für Innovation und Investitionen schaffen, damit internationale Investoren ihr Geld in Deutschland anlegen.
3. Zukunftsweisende Rahmenbedingungen für innovationsfreudige Unternehmen
Wir müssen uns daran erinnern, dass Visionen eine noch ungewisse Zukunft beschreiben, die einmal sein könnte. Visionäre Investitionen in die Zukunft sind daher für jedes Unternehmen stets mit Risiken verbunden.
Deshalb sind vor allem zeitgemäße Arbeitnehmerschutz-Regelungen nötig, die es Unternehmen erlauben, ihre Innovationszentren in Deutschland zu belassen und ihre Top-Talente im Land zu halten. Vor allem bei höherbezahlten Fachkräfte mit Jahresbruttogehältern ab 80 T Euro, die am Arbeitsmarkt gefragt sind, muss daher der Kündigungsschutz vertraglich individuell regelbar sein, damit Zukunftsinvestitionen in Deutschland wieder mehr Chancen als Risiken bieten.
Schaffen wir ein solches Klima, wird Deutschland schon bald Weltmeister bei kognitiver Robotik sein und den größten Markt der Zukunft prägen.
Doch keine Meisterschaft ist ein Selbstzweck. Gewinnt eine Nationalmannschaft den WM-Titel, überträgt sich der Erfolg auf das ganze Land! Spieler und Vereine geraten ins Rampenlicht und gewinnen an Wert. So ist es auch mit Weltmarktführern in der Wirtschaft. Und deshalb ist es so wichtig, dass Deutschland Pole-Position bei Automation und Robotik nutzt, um die globale Zukunft der intelligenten Robotik anzuführen. Wenn wir diesen Markt prägen, der wahrscheinlich größer wird, als Automobil und Telefon zusammen, verlieren die großen gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen schnell ihren Bedrohungscharakter für die Volkswirtschaft. Ein Beispiel:
4. Finanzierung der Sozialsysteme durch die Arbeitsleistung kognitiver Roboter
Die Menschen in Deutschland und anderswo auf der Welt sind in Sorge um die künftige Finanzierung der Sozialsysteme. Unsere Renten gelten als unsicher und die Beiträge zur Krankenversicherung steigen immer weiter.
Der Internationale Währungsfonds weißt in einer Studie (Broadening the Gains from Generative AI: The Role of Fiscal Policies) darauf hin, dass die Automatisierung kognitiver und anspruchsvoller Aufgaben ein Sinken des Anteils der Arbeitseinkommen am Nationaleinkommen zur Folge hat und damit die wichtigste Säule der Sozialsysteme in Gefahr ist. Der demographische Wandel verstärkt diese Entwicklung noch.
Es ist also nur eine logische Konsequenz, die Wertschöpfung physischer AGI-Produkte (KI-gestützte Roboter, Humanoide Roboter) in Zukunft zu einem fairen Anteil für die Finanzierung der Sozialsysteme heranzuziehen.
Staaten, die für eine solche Umgestaltung in der Zukunft heute nicht die richtigen Weichen stellen, werden sich diese Chance verbauen und große soziale Verwerfungen erleben. Hier kann und muss Deutschland als ein Vorreiter der sozialen Marktwirtschaft den politischen Willen zeigen, tragfähige Lösungen entwickeln.
Was nach einer schönen Utopie klingt und bei ehrlicher Betrachtung noch viele politische Debatten erfordert, wird natürlich nur möglich, wenn wir diesen Wirtschaftszweig intelligent fördern.
5. Nachhaltigere Förderpolitik nach dem Erfolsmodell des Mittelstands
Damit in Deutschland – nach dem Vorbild der Automobilzulieferer – eine breite und gesunde Unternehmenslandschaft im wachsenden Marktumfeld der kognitiven Robotik entsteht, müssen Start-Ups und Corporate Ventures im Mittelstand deutlich mehr im Fokus der staatlichen Unterstützung stehen, als Milliarden-Zuschüsse für die Ansiedelungen ausländischer Konzerne.
Dabei ist die klare Fokussierung auf die tragenden Säulen unserer Zukunft wichtig, wie zum Beispiel die Themen Energie, Infrastrutkur und kognitive Robotik.
Start-Ups in Deutschland benötigen heute deutlich mehr Kapital, um der heutigen US-Kultur massiv finanzierter Technologie-Hypes und den chinesischen Staatsunternehmen etwas entgegensetzen zu können.
Die großen internationalen Konzerne kommen dann von selbst, denn innovative Start-Ups entwickeln eine Magnetwirkung auf internationale Unternehmen – der “Silicon Valley Effekt”. Bereits jetzt lassen sich globale Player wie Kawasaki, Omron und Delta im Umfeld von Neura Robotics nieder – ganz ohne Milliardenzuschuss.
Ein doppelter Nutzen für die Gesellschaft und ihre Zukunft entsteht, wenn z.B. Rententräger zu einem bestimmten Teil (z.B. 15%) in Fonds investieren, die europäische (!) Technologie-Unternehmen und Start-Ups innerhalb der definierten Zukunfts-Themen fördern.
An dieser Stelle wird deutlich, wie wichtig es ist, dass wir uns als Land einem großen Ziel verschreiben. Denn dann können wir beginnen, alles auf dieses Ziel hin zu optimieren. Wenn wir der Wirtschaft und ihren Investoren ein solches Ziel samt verlässlicher Rahmenbedingungen bieten, wird es sehr schnell gehen, dass die entstehenden Räume genutzt werden, um nochmals ein Fußball-Bild zu nutzen. Investorengeld ist genug vorhanden, selbst in Deutschland.
Doch nicht nur Geld sucht nach Perspektiven. Auch Menschen gehen am liebsten dorthin, wo es eine Zukunft gibt – für die nächste Generation. Daher brauchen wir:
6. Eine Bildungs-Initiative zu Robotik und KI
Damit internationale Fachkräfte nicht nur wegen des Jobs sondern auch wegen der Perspektive für ihre Kinder nach Deutschland kommen und Deutschland nachhaltig vom Land der Technologie-Anwender wieder zu einer Nation der Technologie-Macher wird, ist eine bundesweite Bildungs-Initiative zu Robotik und KI nötig – auch um Menschen bereits in jungen Jahren mit ethischen Aspekten zu sensibilisieren, damit sie als verantwortungsbewusste Gestalter der digitalen Zukunft heranwachsen.
Integriert in einen jährlich aktualisierten Lehrplan, lernen Schülerinnen und Schüler praxisnah und kreativ den Umgang mit Robotik sowie der Elektronik und KI dahinter. So werden früh entscheidenden Zukunftskompetenzen vermittelt, die Deutschland als Innovationsstandort wiederum stärken.
Die Stichworte Zukunft und Gesellschaft begegnen uns derzeit in vielen Zusammenhängen und führen mich direkt zum nächsten Punkt:
7. Staatlich geförderte Robotik-Projekte in gemeinnützigen Bereichen
Es gibt zahlreiche Herausforderungen in der Gesellschaft, die sich mit Robotik lösen lassen: Etwa in der häuslichen Pflege, wo ältere Menschen gern länger in den eigenen vier Wänden blieben aber Unterstützung und Sicherheit wünschen oder beim Umweltschutz, der Landschafts- und Gewässerreinigung. In Bereichen, wo kurzfristig kein „Business Case“ d.h. eine Gewinnmöglichkeiten für Unternehmen absehbar ist, die aber für die Zukunft der Gesellschaft entscheidend sind, können staatlich finanzierte Modellprojekte dem Gemeinwohl dienen und zugleich das Wachstum der neuen volkswirtschaftlichen Säule Robotik beflügeln.
Insgesamt stärkt Deutschland dadurch seine Robotik-Führungsrolle in der Welt und zeigt, wie sich drängende gesellschaftliche Herausforderungen mit Technologie lösen lassen.
Und weil sich eben viele gesellschaftliche Problem mit Technologie lösen lassen, darf man Innovationen nicht ausbremsen, ehe sie überhaupt funktionieren.
8. Zuerst der Fortschritt, dann die Regulierung
Damit Innovatoren aus Deutschland und der EU das Tempo anderer Staaten, die das Potential der Robotik erkannt haben, mitgehen und überbieten können, müssen Regulierungsmaßnahmen wie der AI-Act überprüft und verbessert werden.
Europäische KI-Entwickler und Unternehmen dürfen auf dem EU-Binnenmarkt keinen unfairen Wettbewerbsnachteil gegenüber ausländischer KI-Systemen haben, die in weniger regulierten Umgebungen entwickelt werden. Generell muss wieder gelten: Zuerst der Fortschritt, dann die Regulierung. Oder um im Bild des Autolandes zu bleiben: Zuerst kam der Motor, dann die Verkehrsregeln und der Sicherheitsgurt.
Fazit: Deutschland steht nach der Wahl an einem Wendepunkt. Jetzt haben wir die Möglichkeit, unser industrielles Know-how zu schützen, zu bewahren und auszubauen – es ist die einzige Basis unseres Wohlstands, denn wir haben keine Bodenschätze und im Internet oder bei Elektronik haben wir das Feld anderen überlassen.
Die kognitive Robotik ist unsere historische Chance für einen Neustart – nutzen wir sie!