
Sharing is our future
My most important insight from the last few years is that we don’t have to know everything – but we have to be open enough to learn from each other.
Lesezeit etwa 7 bis 9 Minuten

For six years now, my team and I have repeatedly gone through phases in which we push ourselves to the limit to show the world what is possible. And every time we have thought: This is the most important moment of all! We have to endure this! We have to get through it! Things calm down after that. But it doesn’t calm down. The next big test is coming.
This time it was the weeks leading up to Automatica 2025. We had the largest stand at the world’s largest trade fair for automation and robotics in Munich this year, as we wanted to present by far the broadest application portfolio for robots. This was possible in part because we decided to showcase a wide variety of robot applications together with many partners. Let me tell you why. Because it is also the answer to a question that I was asked again and again in Munich: “What makes you different from all the other robotics companies here in the exhibition halls?”
My answer always starts with an analogy:
“Do you think the iPhone would have ever been a success if Apple had tried to develop all the apps themselves?”
Allein durch diese Frage wird direkt jedem klar: Stimmt, kein Unternehmen der Welt kann im Alleingang all die Anwendungen und Fähigkeiten entwickeln, die Roboter künftig brauchen. Der zentrale Unterschied, der Neura Robotics ausmacht, liegt nicht in einzelnen Produkten oder technischen Parametern. Er lässt sich nicht in Mikrometer oder Kilogramm ausdrücken. Was Neura ausmacht, ist eine Philosophie: der Glaube an die Kraft der Kooperation!
Deshalb war das mit Abstand wichtigste Ereignis für das Unternehmen, aber auch die Robotik in Deutschland und Europa nicht etwa die Vorstellung unseres Humanoiden 4NE1 – sondern der Launch des Neuraverse. Denn auch 4NE1 könnte nur einen Bruchteil seines Potenzials entfalten, wäre er nicht Teil dieses komplexen Technologie-Ökosystems. Es ist Entwicklungsumgebung, ermöglicht Cloud-Learning, stellt Welt-Modelle und Basis-Skills zur Verfügung und dient als Marktplatz für Apps, der Entwickler, Anwender und Roboter. Kurz: das Neuraverse vernetzt Entwickler, Anwender und Roboter und ermöglicht jedem, alles für und mit Robotik zu machen.
Was ich selten erzähle: Ich habe in den Jahren vor der Neura-Gründung mehr als einmal gesehen, dass die tollsten Projekte und besten Innovationen an fehlender Kooperation scheitern können. Denn geschlossene Systeme funktionieren nur so lange, bis die Welt da draußen schneller ist. Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Smartphone. Das hatte ein paar Apps. E-Mails, Kalender, Aufgaben… irgendwann Karten. Die Möglichkeiten waren noch sehr beschränkt, und die Leute skeptisch. Doch dann – in nur wenigen Jahren – entwickelten abertausende Firmen und Programmierer zahllose Anwendungen für den App-Store, die aus der immer besseren Hardware auch das Letzte herauskitzelten. Spiele, Banking, Navigation, Video und Fotografie – heute braucht man keinen Computer mehr, wenn man ein Smartphone besitzt. Plötzlich war dieses Gerät nicht mehr nur ein Telefon mit Touchscreen, sondern ein unverzichtbarer Begleiter. Möglich geworden war das durch ein offenes System, das eine riesige Entwickler-Community entstehen ließ und durch das schnell wachsende Angebot an mobilen Internet-Tarifen sowie der entsprechenden Netz-Infrastruktur.
»If you think of robots as smartphones with arms, legs or wheels, it becomes clear why we also need to pursue a philosophy of cooperation in robotics today.«
Ich denke an eine junge Entwicklerin, die eine Anwendung für die Therapie von Autismus bei Kindern programmieren möchte. Roboter müssten bestimmte Mimik-Signale und Körpersprache erkennen und in einer ruhigen, klaren Sprache antworten. Die Entwicklerin will keine Roboter bauen. Aber sie weiß, wie man Kommunikation gestalten kann. Das Neuraverse bietet ihr die Grundlagen.
Das Neuraverse ist jedoch mehr als eine offene Entwicklungsumgebung, in der Menschen ihre Ideen und Erfahrungen in Robotik-Anwendungen umsetzen können. Es versorgt die verbundenen Roboter mit den dringend benötigten Trainingsdaten, um sich entwickeln zu können und besser zu werden. Und zwar über alle Bauformen hinweg – ob sie auf Rollen fahren, auf Beinen laufen oder als einarmiger Industriehelfer arbeiten. KI-Systeme nutzen seit Jahren das gesamte Internet als unerschöpfliche Datenquelle, um zu lernen. Robotern stand ein solches Netz mit Informationen über die physische, reale Welt bisher nicht zur Verfügung. Es ist eben ein Unterschied, eine Wasserflasche zu erkennen – oder sie tatsächlich auch zu greifen, anzuheben und ihren Inhalt langsam in ein leeres Glas zu füllen. Unsere Kinder benötigen viele Jahre und müssen zahlreiche Rückschläge verkraften, um ihre motorischen Fähigkeiten zu entwickeln – und jedes Kind beginnt mehr oder weniger bei null.
»Europe alone will have around 7 million fewer human workers available by 2030 than it does today.«
Diese Zeit haben wir bei Robotern nicht. Europa allein wird bis 2030 etwa 7 Millionen weniger menschliche Arbeitskräfte zur Verfügung haben als heute. In China werden über 80 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Wir werden also weltweit schon sehr bald viele Arbeiten automatisieren müssen. Und dabei geht es vielfach um komplexe Aufgaben, die heute Facharbeiter erledigen. Hier können nur kognitive Roboter zum Einsatz kommen, die sicher an der Seite von Menschen arbeiten und dabei vorausschauend und eigenständig agieren. Diese Maschinen müssen in kurzer Zeit sehr viel lernen. Und am effizientesten ist es, wenn sie das Gelernte sofort mit anderen Robotern teilen können. Auch das geht dank Neuraverse.
Zugegeben, in Gesprächen mit der Presse begegnen mir dann auch Vorbehalte: »Sind meine Daten sicher? Wird mein Wissen kopiert?« Verständliche und berechtigte Fragen – aber sie spiegeln nicht wider, was ich selbst in persönlichen Gesprächen wahrnehme: Die meisten Menschen sind aufgeschlossen, weil das Internetzeitalter auch gezeigt hat: Teilen bedeutet nicht automatisch Kontrollverlust, sondern führt häufig zu echtem Mehrwert. Verglichen mit einem gewöhnlichen Online-Einkauf ist die Datenschutzfrage beim Neuraverse kein großes Thema. Denn Roboter können voneinander lernen, ohne dass sensible Informationen offengelegt werden. Sie teilen keine Rohdaten, keine vollständigen Profile – sondern nur das, was sich bewährt hat. Ich sag es mal so: Dein Roboter wird besser, weil ein anderer Roboter irgendwo auf der Welt gestern etwas gelernt hat. Dazu muss keiner wissen, wer der andere war. Das ist für mich der Inbegriff von Kooperation: Gemeinsam vorankommen, ohne Kontrolle abzugeben.
Ich bin auf der Messe durch unsere Live-Demos gelaufen, habe gesehen, wie unterschiedlich die Menschen auf unsere Roboter reagieren. Da war ein älterer Mann, der sagte: »So einen hätten wir gebraucht, als meine Frau gestürzt ist.« Und ein 16-jähriger Azubi aus einer Autowerkstatt meinte: »Ich würde da sofort eine App programmieren, mit der der Roboter Hagelschäden aus der Karosse entfernen kann.« Das hat mich bewegt. Denn es zeigt: Menschen sehen in Neura Robotics nicht nur Technologie. Sie erkennen, was man damit machen kann – die Bedeutung für unsere Gesellschaft und unsere Zukunft. Auf der Automatica dachte ich in diesem Jahr oft daran, welches Potenzial wir freisetzen könnten, wenn alle Robotik-Unternehmen, die auf der Messe waren, wirklich kooperieren würden. Aber dafür müssen wir loslassen. Müssen anderen erlauben, mitzumachen. Ich glaube nicht an diese alte Denke vom Wettbewerb, wo jeder für sich arbeitet und niemand vom anderen wissen darf. Ich glaube an Systeme, in denen man besser wird, weil andere sich trauen, ihr Wissen zu teilen. Und an Roboter, die durch viele Hände besser darin werden, uns Menschen zu unterstützen.
»My most important insight from the last few years is that we don’t have to know everything – but we have to be open enough to learn from each other.«
If we manage to do this, robots will soon not only become more intelligent, but also more relevant because of what they can do for us: In everyday life. In home care. In industry or in eliminating our environmental sins around the world. Simply wherever we face major challenges today and in the future.
In my vision, we look back and say: that was another revolution, in the 2020s! Like the steam engine, electricity, the internet or the smartphone. When the collaboration of many bright minds ushered in an era in which robots made everyone’s lives a little easier and better.
