LESEZEIT
7 MIN
Ich sehe in jüngster Zeit immer öfter Talkshows, in denen sich Unternehmer darüber austauschen, dass “diese jungen Leute” – vor allen die nach 1995 geborene Generation Z – kaum mehr belastbar seien.
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Ich sehe in jüngster Zeit immer öfter Talkshows, in denen sich Unternehmer darüber austauschen, dass “diese jungen Leute” – vor allen die nach 1995 geborene Generation Z – kaum mehr belastbar seien.
Auch die Generation Y, also die nach 1980 geborenen, würden sich nur noch für ihre Work-Life-Balance interessieren und Früchte des Erfolgs ernten, bevor sie überhaupt mit irgendeiner Arbeit beginnen. Erst kürzlich auf dem Youtube-Kanal der wichtigen deutschen Tageszeitung mit vier weißen Buchstaben auf rotem Grund – da äußerte Harald Glööckler sinngemäß, die junge Leute kämen schon mit Burnout zum Bewerbungsgespräch und könnten mit seinem Tempo nicht mithalten. Natürlich wurde in der Runde gleich klargestellt, dass man ja immer über Schwarz und Weiß rede und die Grautöne vergisst. Ich würde sogar soweit gehen, dass fast nur noch über Schwarz geredet wird. Ein guter Anlass, hier mal über ”Weiß” zu schreiben. Ich habe nämlich so meine Zweifel, dass es nur an der Haltung einer Generation X oder Z liegt, wenn in dem einen oder anderen Unternehmensumfeld die Leistungsbereitschaft dieser Leute sinkt. Schließlich ploppt doch das Thema Motivation auch im Zusammenhang mit älteren Angestellten auf, wenn diese in vermeintlich sicheren Positionen – z.B. im öffentlichen Dienst – nur noch die Monate bis zur Rente zählen.
Ich bin sicher, dass wir als Gesellschaft in Wahrheit eine ganz andere Frage beantworten müssten – nämlich die Frage nach dem berühmten Sinn – für jeden einzelnen. Warum?
Ich habe ja versprochen, hier über ”Weiß” zu schreiben. Also über motivierte, begeisterungsfähige und belastbare junge Leute. Von denen kenne ich über 100 ganz persönlich. Neura Robotics ist als kleines, eingeschworenes Team mit gerade 20 Leuten gestartet und im vergangenen Jahr auf etwa 140 angewachsen. Und jetzt, in den Wochen vor unserem ersten großen Messeauftritt bei der automatica – da gibt jeder einzelne 1.000 %. Jeder erwartet das vom Gründer und Chef. Aber wenn ich spät abends in Metzingen nach Hause aufbreche, bin ich selten der Letzte. Ob in den Büros oder den Produktionshallen: Überall wird voll durchgezogen. Neben einigen ”altgedienten” Branchenprofis besteht das Neura-Team jedoch überwiegend aus Vertreter eben jener ”unmotivierten” Generationen. Und wir haben auch keinerlei Probleme damit, hoch-qualifizierte Leute für uns zu gewinnen, während überall von Fachkräfte-Mangel gesprochen wird. Was ist also anders bei Neura, dass sich auch die Generationen X und Y bei uns hoch motiviert und belastbar zeigen?
Vielleicht ist der Grund, dass wir bei Neura wirklich Zukunft machen, statt – wie es diese Politiker-Worthülse beschreibt – sie nur immer zu gestalten. Bei Neura kann man anpacken und mitmachen. Weil wir Macher brauchen und fördern müssen, wenn wir die Gesellschaft verändern wollen. Theoretische Gestaltungsvorschläge gibt es ja in Deutschland genug. Damit allein werden wir uns als Standort künftig in der Welt nicht behaupten können.
Ich denke, dass nicht die Haltung der jungen Leute das ”Problem” darstellt, sondern unsere undurchschaubare, theoretisierte und überregulierte Welt, in welche diese Generation hineingewachsen ist. Ich gehöre übrigens zu dieser Generation. Am Rande bemerkt. Und wir sind oft eingesperrt von unnötigen Regeln und Aufgaben, deren Ursprung und Sinn alle längst vergessen haben. Vielleicht ist das Besondere bei Neura Robotics eben, dass wir jeden Tag das Rad neu erfinden und alte Gesetze über Bord werfen, wenn es Sinn ergibt!