Zwischen Industrie und Vision?

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Roboter auf dem Catwalk? In den letzten Tagen haben mich einige kritische Feedbacks zu einem LinkedIn Post erreicht.

Gibt es den perfekten Spagat zwischen Vision und bodenständigen Anwendungen für die Gegenwart in der Industrie?

NEURA_Robotics_4NE-1

Roboter auf dem Catwalk? In den letzten Tagen haben mich einige kritische Feedbacks zu einem LinkedIn Post erreicht. Auch wenn ich emotionale „ad-hoc“ Antworten in der Regel vermeide – die Kommentare von Menschen, mit denen ich seit langer Zeit freundschaftlich in Verbindung stehe, nehme ich mir natürlich zu Herzen. Zumal wenn es um ein Thema geht, das uns auch intern bei Neura Robotics regelmäßig beschäftigt.

Auslöser für die Kritik waren Bilder, die unseren humanoiden Roboters 4NE-1 zeigen, wie er Kleidung trägt und Posen einnimmt, die an Models auf dem Laufsteg erinnern. Nein, die Kritik bezog sich nicht darauf, ob Roboter überhaupt Kleidung tragen und derart vermenschlicht werden sollten. Genau diese Diskussion wollen wir ja unter anderem mit solchen Bildern anstoßen: Welche Rollen dürfen und sollen kognitive bzw. intelligente, humanoide Roboter in unserer Gesellschaft künftig spielen? Robotik und KI sind heute vergleichsweise in dem Stadium, in dem das Internet Anfang der 2000er war – eine Zeit in der wir in Deutschland verpasst hatten, viele wichtige Debatten um dieses neue Medium zu führen, das uns dann als Gesellschaft wahrlich überrumpelt hat.

Die Kritik, die mich erreichte, hatte einen völlig anderen Hintergrund. Es ging um die Frage, ob wir (Neura Robotics) uns nicht mehr auf das Hier und Jetzt konzentrieren und Industrieanwendungen fokussieren sollten, statt allzu visionäre Zukunftsbilder zu zeichnen.

Gilt es also, den perfekten Spagat zwischen Vision und bodenständigen Anwendungen für die Gegenwart in der Industrie zu finden?

Meiner Überzeugung nach währe es falsch, hier überhaupt zu unterscheiden. Es gibt weder einen „Spagat“ noch ein „entweder-oder“ noch ein „zwischen den Stühlen“. Genau darin liegt das Erfolgsrezept, mit dem wir bei Neura in kürzester Zeit eigene Komponenten, Software und Produkte entwickelt haben. Die großen Visionen und der feste Wille, an der Zukunft zu arbeiten, hat uns nicht nur die so wichtige öffentliche Beachtung verschafft. Unser mutiger Blick nach morgen ist ja auch der Hauptgrund, warum wir bei Neura eben kein Problem damit haben, junge und hochqualifizierte Fachkräfte zu finden. Die Leute sind einfach riesig motiviert, weil sie wissen, dass wir Technologie für morgen entwickeln – und nicht mit Standards von gestern an den Problemen von heute herumdoktern. Unsere Formel könnte man so beschreiben: Vision ist gleich Motivation.

Im Alltag bei Neura machen wir keinen Unterschied zwischen Visionen und Robotik für die Industrie von heute.

Aber dieser Aspekt ist erst die halbe Sache. Denn im Alltag bei Neura machen wir gar keinen Unterschied zwischen Visionen – wie einem humanoiden Roboter auf dem Catwalk – und belastbaren kognitiven Robotik-Anwendungen für die Industrie von heute. Wer unsere Industrie-Produkte wie MAiRA, LARA und MAV genau anschaut, erkennt, dass da die Zukunft bereits heute verbaut ist und unsere Industrie-Partner schon heute ganz real von Visionen wie 4NE-1 und MiPA profitieren. Was unterscheidet zwei perfekt zusammenspielende kognitive MAiRA-Arme, die gemeinsam eine Windschutzscheibe auf ein Auto montieren, von den Armen unseres humanoiden Roboters, der ein Tablett mit zwei Gläsern trägt?

Meine wichtigste Botschaft innerhalb von Neura Robotics will ich deshalb auch ganz klar öffentlich machen – für all unsere Partner, Freunde und auch die Fachpresse: Bei Neura machen wir keinen Unterschied zwischen Gegenwart und Vision. Wir arbeiten fokussiert an der Zukunft und sind dabei so gut und schnell, dass wir heute und jetzt – nach nur drei Jahren Firmengeschichte – bereits viele Industrieanwendungen bieten können, die in Sachen Präzession, Belastbarkeit, Sicherheit und Geschwindigkeit Benchmarks setzen. Eben weil ihre Entwicklung von Visionen angetrieben war, ist unsere Technologie schon heute fit für die Zukunft.

Wenn wir also den humanoiden Roboter 4NE-1 als Model ”inszenieren”, dann ist das sicher kein bedeutendes Statement dafür, wo bei Neura Robotics der Fokus liegt. Vielmehr wollen wir mit solchen Bildern beispielhaft zeigen, dass uns humanoide Roboter schon bald buchstäblich überall begegnen werden. Ein Statement, wo unser Fokus als Tech-Unternehmen liegt, sind sie jedenfalls nicht. Dagegen freuen wir uns über jeden, der in diesen Motiven einen gewissen Lokalpatriotismus entdeckt. Denn schließlich ist doch das Headquarter von Neura Robotics in der bekannten Fashion-Outlet-City Metzingen zu finden.